
Wissenstransfer
Wissenstransfer spielt eine entscheidende Rolle in der modernen Gesellschaft, insbesondere in den Bereichen Schulung und Weiterbildung. Um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu sichern, ist es unerlässlich, dass Fachkräfte kontinuierlich geschult werden und ihr Wissen weitergeben. Gleichzeitig ist es wichtig, bereits bei Kindern das Interesse an MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu wecken. Durch gezielte Maßnahmen können wir die Begeisterung der nächsten Generation für diese Zukunftsbereiche entfachen und so die Fachkräfte von morgen fördern.
Für die Fachkräfte von morgen
MINTsportREGION
MINTsportREGION
Das ICM - Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e.V., die Industrie- und Handelskammer Chemnitz und die solaris Förderzentrum für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen haben sich gemeinsam im Projekt "MINTsportREGION"* dem Ziel verschrieben, außerschulische Bildungsangebote in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren zu entwickeln bzw. zu verstetigen. Ihr Interesse und ihre Fähigkeiten in diesen Bereichen sollen damit geweckt und gefördert werden, um ihnen den Weg zur späteren Fachkraft zu erleichtern, was für die Stärkung der Wirtschaftsregion Chemnitz essenziell ist.
Im Zuge des Projekts dienen bereits erprobte Strukturen aus Sport und Vereinswesen als Vorbild (Zugänge Teilnehmende, Geschlechterdifferenzierung, Fachinhalte, Wettbewerbe, ehrenamtliche Betreuung, Qualifizierung, Finanzierung, Qualität, Vernetzung, strategische Entwicklung), ehrenamtliche MINT-Coaches werden beim Aufbau nachhaltiger lokaler MINTsport-Angebote begleitet.
*voller Titel: "Verbundprojekt MINTsportREGION - Nachhaltige Etablierung einer regionalen Koordinierungsstelle für außerschulische MINT-Bildungsangebote in der Wirtschaftsregion Chemnitz - Teilvorhaben: Schule und Bildung"
Schüleragentur Sprngbrtt
Das ICM - Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e.V. und die Werbeagentur Haus E gründen in diesem Projekt die erste Schüler-Werbeagentur in Chemnitz. SchülerInnen tragen Themen aus MINT-Bildung, Berufsorientierung und Studieninformation an Gleichaltrige heran, in dem sie deren Kommunikationskanäle nutzen und diese für die Wirtschaftsregion Chemnitz zugänglich machen. Zielstellung des Projektes ist es, junge Menschen und damit angehende Fachkräfte in der Region zu binden, in dem wir ihnen die Möglichkeiten und Reize unserer Kulturhauptstadt 2025 näher bringen.
Die Schüleragentur ist gleichzeitig ein außerschulisches Bildungsangebot. Sie vermittelt interessierten Jugendlichen wichtige Kompetenzen im Umgang mit Medien und Internet und weckt deren Interesse an MINT Bildung.
Sie suchen Auszubildende und Studierende oder haben spannende Jobs und Themen für junge Menschen?
Wir sprechen deren Sprache!
Sie sind in der Region Chemnitz verwurzelt, aber wundern sich, warum Jugendliche in der Region keine beruflichen und privaten Perspektiven sehen?
Wir zeigen denen, was hier wirklich abgeht!
WRO World Robot Olympiad
Die WRO ist ein internationaler Roboterwettbewerb für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 - 19 Jahren. Bei spannenden Wettbewerben haben Mädchen und Jungen die Möglichkeit, auf spielerische Art und Weise etwas über Informatik, Technik und Robotik zu lernen. Die wichtigsten Informationen zum Wettbewerb zusammengefasst:
- Es gibt 3 Wettbewerbskategorien mit mehreren Altersklassen und ein Starter-Programm für Einsteigerinnen und Einsteiger.
- In jedem Jahr finden zunächst regionale Wettbewerbe, danach ein Deutschland- und schließlich ein Weltfinale statt.
- Mitmachen können Kinder und Jugendliche in 2er- oder 3er-Teams mit einem erwachsenen Team-Coach.
- Beim Wettbewerb können je nach Wettbewerbskategorie LEGO-Roboter oder jegliche andere Roboter genutzt werden.
Weitere Informationen unter: https://www.worldrobotolympiad.de/
Wir als ICM Chemnitz waren 2024 das erste Mal Ausrichter das regionalen Wettbewerbes in Chemnitz und sind auch in den nächsten Jahren aktiv dabei.
Wissensaustausch und Kompetenzaufbau
Wissenstransfer und Wissenstransformation durch Digitalisierung von schwer automatisierbaren, industriellen Prozessen
PerspektiveArbeit Lausitz
Verbundprojekt: PerspektiveArbeit Lausitz – Kompetenzzentrum für die Arbeit der Zukunft in Sachsen und Brandenburg (PAL); Teilprojekt: Intuitives nutzerzentriertes Roboter-Teaching und KI-basierte Prozessautomatisierung und Implementierung
Ziel des Forschungsprojektes PAL ist die Etablierung eines regionalen Kompetenzzentrums für die Arbeit der Zukunft in Sachsen und Brandenburg. Arbeitswissenschaftliche Methoden sind bewusst mit Techniken der Künstlichen Intelligenz zu verknüpfen und in branchenübergreifenden Demonstrationszentren als Living-, Learning-, Innovation- und Mobile-Labs erlebbar. Die Forschungsarbeiten des Kompetenzzentrums orientieren sich an den Bedürfnissen Lausitzer Unternehmen, nutzen die Kompetenz der gesamten Region und werden gemischt dezentral und digital nutzbar. Das Projekt PAL leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur zukunftsfähigen Gestaltung attraktiver Arbeit in Wertschöpfungs- und Dienstleistungsprozessen in der Region.
Der individuelle Fokus liegt auf der Vereinfachung von komplexen Arbeitsströmen und der intelligenten Gestaltung ebenjener sowie der Transferierung der Ergebnisse in wirtschaftlich relevante Anwendungsszenarien. Dabei sollen insbesondere Hintergrundprozesse im Unternehmensalltag untersucht, digital aufbereitet und über eine entsprechende Algorithmik nachvollziehbar, modular und übertragbar abgebildet werden. Die KMU-spezifische Eignung verschiedener Möglichkeiten von KI- und Digitalisierungsansätzen steht im Mittelpunkt, um die Wirtschaftsnähe des Vorhabens abbilden zu können.
Fachkräfteallianz
Das Projekt zielt darauf ab, Fachkräfte aus Ungarn für ausgewählte Industriebereiche im Erzgebirge zu interessieren und letztlich für hiesige Unternehmen zu gewinnen. Dabei geht es um die bedarfsgerechte Vermittlung von Fachkräften und Arbeitskapazitäten (dauerhaft oder zeitweise) gemäß den Vorgaben der interessierten Unternehmen. Hierbei wird unter anderem auf das Know-how geeigneter Vermittlungsagenturen in Ungarn zurückgegriffen. Hierzu parallel soll interessierten Unternehmen Wissenstransfer in ausgewählten Themenfeldern und speziellen Fachbereichen angeboten werden. Auch von dieser Maßnahme sind durch Kontakte zu den Dozenten für einige Unternehmen zusätzliche Effekte in Bezug auf die Gewinnung hochqualifizierter Fachkräfte zu erwarten.
Entsprechende Begleitmaßnahmen, wie beispielsweise die Weiterentwicklung vorhandener Sprachkompetenzen für den Einsatz in den Betrieben im Erzgebirge, sind sichergestellt.
„Job-Sharing-“ oder „Job-Rotationsmodell“ stellen ein Option dar, bei der Interessenten ihre Arbeitsplätze in Ungarn beibehalten und mit Zustimmung des Arbeitgebers Einsatzzeiten im Erzgebirge absolvieren. Dies wäre insbesondere bei höher qualifizierten Arbeitnehmern sinnvoll. Auch die Möglichkeit der Teilung von Arbeitsplätzen zwischen zwei oder mehreren Arbeitnehmern soll geprüft werden. Derartige Modelle würden in vielen Fällen eine besonders attraktive Variante für interessierte Fachkräfte darstellen und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Angeboten erreichen, die letztlich die Abwanderung der Arbeitskräfte zur Folge hätten.
Primäres Ziel bleibt aber, dass Fachkräfte und Arbeitskräfte im Erzgebirge ankommen und integriert werden können sowie das Kontakte und Kooperationen aufgebaut werden, die über längere Zeiträume wirken. Hierbei wird neben der Anwerbung ungarischer Fachkräfte für Unternehmen im Erzgebirge und dem Aufbau von Hochschule-Wirtschaft-Kontakten auch eine Gemeindepartnerschaft mit Akteuren aus dem Erzgebirge und Ungarn mit dem Ziel angestrebt, sich wirtschaftlich und kulturell auf kommunaler Ebene auszutauschen. Ein konkretes Beispiel ist hierfür bereits der Erstkontakt zum Oberbürgermeister der Stadt Komló in Ungarn, József Polics, der Interesse bekundet hat, sich über solche Partnerschaften auszutauschen. Komló ist eine Stadt, die in Größe und Wirtschaftstradition Annaberg-Buchholz ähnelt.
Weiterbildungsangebote
Schulung: Wasserstoff und Brennstoffzelle
Aufgrund begrenzter Ressourcen ist der Einsatz von erneuerbaren Energien zwingend erforderlich, um den schädlichen Auswirkungen auf das Klima entgegenzuwirken. Ein wichtiger Baustein ist der Einsatz von Wasserstoff im Zusammenspiel mit Brennstoffzellensystemen. Doch welche Möglichkeiten und Chancen bietet diese Technologie?
Die Grundlagenqualifizierung zu den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie befähigt Sie zur Bewertung der innovativen Ressourcen für das eigene Unternehmen und Tätigkeitsfeld. Gleichzeitig werden Sie im Umgang mit Brennstoffzellen und deren Aufbau geschult und können zur Implementierung von spezifischen Arbeitssicherheitsvorkehrungen im Unternehmen beitragen und neue Arbeitsprozesse anleiten.
Zielgruppe sind Teilnehmende, die Interesse an und ggf. Erfahrung in den Bereichen Wasserstoff und Brennstoffzellensysteme sowie Hochvolttechnik mitbringen.
Schulungstag 1: GRUNDLAGEN WASSERSTOFF
Schulungstag 2: BRENNSTOFFZELLENSYSTEM
Schulungstag 3: PERIPHERIEKOMPONENTEN
Schulungstag 4: SERVICE UND WARTUNG
Schulungstag 5: PRAXISWORKSHOP
Schulung: Automation KOMPAKT
Die Automatisierung von Maschinen und Anlagen ist auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen die Grundlage für hohe Effizienz und Produktivität. Die Teilnahme an dem 5-tägigen Kurs „Automation KOMPAKT“ befähigt Sie, Automationspotentiale zu erkennen und zu bewerten. Diese Schlüsselqualifikation ermöglicht es, die daraus resultierenden Automationsprojekte auf Augenhöhe mit potenziellen Umsetzungspartnern zu planen und zu realisieren.
Neben diesem direkten Effekt für die eigene Produktion tragen die Qualifikation und Vernetzung mit Experten zur Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität und damit zur Mitarbeiterbindung bei.
Schulungstag 1: GRUNDLAGEN DER AUTOMATION
Schulungstag 2: VON DER IDEE ZUM KONZEPT
Schulungstag 3: ANLAGENENTWICKLUNG UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
Schulungstag 4: SICHERHEITSGERECHTE ANLAGENGESTALTUNG
Schulungstag 5: MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN DER AUTOMATION
Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie – Entwicklung von hybriden Qualifizierungsbausteinen für Facharbeiter, Techniker und Meister an einer open-source H2-Fahrzeugplattform
Der Wandel in der Automobilindustrie stellt für das Land Sachsen eine besondere Herausforderung dar. Zur Sicherung der Wertschöpfung und des Erwerbspotenzials in der Region ergeben sich erhebliche Herausforderungen in der notwendigen Umsetzung der klimapolitischen Ziele, den Strukturwandel im produzierenden Gewerbe sowie in der Bindung und Weiterbildung der vorhandenen Fachkräfte.
Ein möglicher Lösungsweg wird in der Region Chemnitz im Bereich der Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologie vorangetrieben. Ein Hydrogen Innovation Center soll in Chemnitz bis 2025 als industrielle Forschungs-, Test- und Zertifizierungseinrichtung als einer von vier Standorten des ITZ H2 aufgebaut werden. Damit soll Sachsens Stellung als Leitmarkt für Brennstoffzellenfahrzeuge und Wasserstofftechnologien nachhaltig sichergestellt werden.
Das ICM beteiligt sich in diesem Bereich bereits seit 2010 an Forschungsvorhaben. Forschungsschwerpunkte des ICM liegen hierbei in der Entwicklung von Experimentalplattformen zur Erprobung von Brennstoffzellensystemen in Labor- und Praxisumgebungen. So entstand im Rahmen eines Vorhabens die Forschungsplattform OSCar (Open Source Car), ein Brennstoffzellenfahrzeug mit offenen Schnittstellen für Unternehmen zur Erprobung ihrer Technologien. Dieses Fahrzeug bildet ebenso eine ideale Basis für die Schaffung von Informations- und Weiterbildungsangeboten rund um das Thema Brennstoffzelle und Wasserstofftechnologie.
Zielstellung des hier dargestellten Vorhabens ist es, auf Basis der OSCar Plattform Bildungsangebote für Facharbeiter, Meister und Techniker kleiner und mittelständischer Unternehmen in Sachsen zu erarbeiten und auf diesem Weg Wissen aus Grundlagen- und Industrieforschung in die Unternehmen zu transferieren. Das Open Source – Konzept hinter der Forschungsplattform OSCar bildet die Grundlage zur Durchführung verschiedener Schulungsinhalte.
Wissensdokumentation
Sächsisches Wirtschaftsarchiv - industrieller Strukturwandel
Der industrielle Strukturwandel als dauernde Herausforderung am Beispiel des Chemnitzer Maschinenbaus.
Es ist unbestritten wie wertvoll Einsichten der Vergangenheit sind - sowohl für das Verständnis der Gegenwart als auch für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft.
Die Stadt und Region Chemnitz hat in den vergangenen 200 Jahren viele kleine und große Umbrüche überlebt. Seit Carl Gottfried Haubold hier im Jahr 1837 die erste Maschinenfabrik auf dem europäischen Festland gründete, gilt Chemnitz als die Wiege des deutschen Maschinenbaus. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das „sächsische Manchester“ zu einer Industriestadt mit Weltrang. 1891 kamen beispielsweise die meisten deutschen Patentanmeldungen aus Chemnitz – sechsmal mehr als im Reichsdurchschnitt. Und zur Jahrhundertwende verzeichnete Chemnitz sogar das höchste Pro-Kopf-Steueraufkommen und die höchste Pro-Kopf-Wertschöpfung aller deutschen Städte.
Vom Substanzverlust durch den 1. Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise der 20‘er/30’er Jahre konnte sich die Stadt nicht vollständig erholen. Im 2. Weltkrieg wurde Chemnitz wegen der hohen Industriedichte als „kriegsentscheidend“ eingestuft und mehrfach bombardiert. Die Innenstadt wurde am 5. März 1945 zu 95% zerstört und das Stadtgebiet zu insgesamt zwei Dritteln. Am 10. Mai 1953 beschloss der Ministerrat der DDR die Umbenennung der Stadt in Karl-Marx-Stadt. Nach dem Wiederaufbau wurden in der Stadt 20% der Industrieproduktion der DDR konzentriert. Die Hälfte aller in der DDR hergestellten Textilmaschinen und etwa ein Drittel der Werkzeugmaschinen wurden in Karl-Marx-Stadt produziert.
Die Wende und Wiedervereinigung 1989/90 haben nach 40 Jahren stabiler Entwicklung zur bisher größten Zäsur für den Chemnitzer Maschinenbau geführt. Von 1990 bis 1995 wurden in der mittlerweile wieder Chemnitz rückbenannten Stadt über 90% der Industriearbeitsplätze abgebaut. Die Ursachen waren vielfältig. Einerseits gingen die Wirtschafts- und Währungsunion und die Veränderung des politischen Systems mit einer weltweiten Rezession im Maschinenbau und dem Zusammenbruch des Ostblocks einher, dessen Hauptlieferant der ostdeutsche Maschinenbau war. Andererseits behinderten systembedingte Überbeschäftigung, hohe Fertigungstiefen sowie teilweise veraltete Technologien und Ausrüstungen die Effizienz der Strukturen.
Die Wandlung von großen Kombinatsbetrieben hin zu innovativen, kleinen und mittelständischen Maschinenbauunternehmen gelang vielerorts. Als Erfolgsbeispiele sind die NSH Technology GmbH (ehemals NILES-SIMMONS Industrieanlagen, RASOMA Werkzeugmaschinen und WEMA Glauchau, 1.400 Mitarbeiter), die SITEC Industrietechnologie GmbH (300 Mitarbeiter), die Starrag GmbH (ehemals Heckert, 188 Mitarbeiter) und die ERMAFA Sondermaschinen und Anlagenbau GmbH (106 Mitarbeiter) zu benennen. Die Investitionen u.a. von Volkswagen, Porsche und BMW in das direkte sächsische Umfeld haben in den letzten 30 Jahren zu einer technisch-technologischen Konzentration auf die Automobilherstellung und die entsprechende Zuliefer- und Dienstleistungsindustrie geführt.
Heute befinden wir uns wiederum am Anfang eines großen Umbruchs in der Region. Die beginnende Umstellung auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge hat ebenso gravierende Auswirkungen, wie die fortschreitende Digitalisierung und der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Erschwerend kommen dazu die Nachwirkungen der Pandemie und die Klimakrise sowie der Krieg in der Ukraine (es existieren traditionell intensive Handelsverbindungen zu Russland).
Da die kleinen und mittelständischen Betriebsstrukturen der klassischen Ausrüster und Zulieferer für die Automobilindustrie kaum dafür qualifiziert sind, einen solch tiefgreifenden Strukturwandel erfolgreich zu begegnen, ist ein massiver Substanzverlust und damit eine nachhaltige Schädigung der industriellen Basis in der Region zu befürchten. Ein wichtiges Instrument zur aktiven Unterstützung der Unternehmen im Wandel ist der fachkundige, detaillierte Blick zurück. Die Aufarbeitung des positiven Strukturwandels nach der Wende ist bisher nicht konsequent erfolgt. Es gilt sowohl die Erfolgsgeheimnisse der Überlebenden als auch die Fehler der Verlierer zu erkennen und zu bewerten. Es gilt ferner die lokale Industrie-DNA zu entschlüsseln, denn nicht ohne Grund werden hier trotz der vielen Widrigkeiten seit 180 Jahren innovative Maschinen entwickelt, hergestellt und erfolgreich in die Welt versendet.
Doch wie können wir dem Maschinenbau in Chemnitz die Stimme geben, die diese Branche verdient? Wie kann es uns gelingen, den Chemnitzer Maschinenbau vor allem für junge Menschen europäisch aber auch regional attraktiv zu machen? Wie können wir darstellen, dass Chemnitz aus einer Vielzahl von „Machern“ besteht, die trotz großer Krisen und Strukturwandel den erfolgreichen Weg der Vergangenheit fortführen?
Indem wir diesen „Machern“ eine Stimme geben.
Dabei ist der historische Rückblick ein entscheidender Punkt. Durch das Interviewen der ehemaligen Macher der Wendezeit, kann es uns gelingen, erfolgreiche Konzepte abzuleiten, die auch für den derzeitigen Strukturwandel genutzt werden können. Mit einer Dokumentation der ehemaligen „Macher“ ist es möglich, Begeisterung für das Machen zu erzeugen und junge Menschen zu animieren, sich neuen Aufgaben zu stellen. Durch die zeithistorische Aufarbeitung ist es weiterhin möglich, das Erlebte zu dokumentieren und für die Nachwelt zu erhalten.
Ziel des 1. Teilprojektes ist es, die in der Vergangenheit bewährten Handlungsstrategien im Umgang mit industriellem und politischem Strukturwandel in der Region Chemnitz zu identifizieren, zu verstehen und für die aktuellen Herausforderungen zu übernehmen und ggf. anzupassen. Zentrales Element ist die Befragung von Erfahrungsträgern erfolgreicher und gescheiterter Unternehmen der Region, die bereits zahlreiche Krisen erlebt haben.
Hierfür sollen Interviews mit Geschäftsführern und Entscheidern der Wendegeneration und deren Nachfolgern durchgeführt werden. Begleitend sollen aus diesen Interviews Kurzfilme entstehen, die für das positive Image von Industrie und Industriekultur der Stadt und der Region stehen. Ferner gilt es die spezifische DNA des regionalen Ingenieur- und Gründergeistes zu ermitteln und daraus Maßnahmen zur Förderung zukünftiger Fachkräfte abzuleiten.
„Mit Industriekultur verbindet sich in Sachsen … ein Grundnarrativ der Wertschätzung von mit der Industriegeschichte verbundenen immateriellen Werten wie Fleiß und Arbeitsethos, Ideenreichtum und Wissensaneignung, gewerblicher Bildung und Ausbildung als Grundlagen von Innovationskraft und Wohlstand sowie der Fähigkeit, Krisen zu überwinden, technologische Revolutionen zu meistern und neue Wege zu gehen.“ (S. Schötz). Eine Verankerung derartiger positiver Leitbilder ... soll zukunftsweisende Aktivitäten stärken.
Die weiteren angedachten Projektteile sollen dazu einen Beitrag mit unterschiedlichen Akteuren liefern:
- Teil 2: Objektive Fakten und Statistik
Fortsetzung der Studie „Strukturwandel und Entwicklungschancen des Maschinenbaus in der Region Südwestsachsen“ von 1996 bis in die Gegenwart (2025). Aktuelle Statistik zum Strukturwandel und zur Entwicklung des Maschinenbaus in Sachsen in Zusammenarbeit zwischen IHK Chemnitz, VEMAS, ICM e.V. und dem Industriemuseum Chemnitz
- Teil 3: Zusammenfassung und Präsentation
Beschreibung des Strukturwandels in einem Buchprojekt aus historischer Sicht mit Verarbeitung der Interviews aus Teil 1 und der Statistik aus Teil 2. Arbeitstitel: Industrieller Wandel von 1990 bis 2025 in Sachsen am Beispiel des Maschinen- und Anlagenbaus.
- Teil 4: Zukunftswerkstatt Maschinen- und Anlagenbau
Entwicklung einer Diskussionsplattform (online und als Präsens-Veranstaltung) mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und zur regionalen Fachkräftebindung. Der Aufbau eines neuen Selbstbewusstseins in der 2. und 3. Generation nach der deutschen Wende, dass durch Kreativität und Netzwerkfähigkeit der „New and Old Economy“ geprägt sein soll, ist ein Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit in Sachsen.